Sie heißt Stephanie – … und schüchtern war sie nie!

Von Volker Grohskopf

Im Jahr 2000 hat alles begonnen – da betrat ein 10-jähriges Mädchen ein Fernsehstudio und ­begeisterte mit „Mein schönster Traum“ alle verantwortlichen Medienmacher. Bald stellte sie sich ­musikalisch mit „Ich heiße Stephanie“ der Schlagerwelt vor und eroberte die Herzen ihrer Fans im Sturm. Seitdem ist viel passiert. Der ehemalige österreichische Kinderstar entwickelte sich zu einer erfolgreichen internationalen Sängerin, blieb aber stets mit beiden Füßen auf dem Boden und verbringt heute jede freie Minute mit dem kleinen Prinzen und dem Kampfschmuser – die Rede ist von ihren ­beiden Hunden Valentino und Cicilia.

Es gibt Stimmen, die gehen einem auf unbeschreibliche Art und Weise durch und durch! Als 2009 die Single „Eiskalter ­Sommer“ veröffentlicht wurde, ging es ­vielen Hörern so, wie der Songtitel es ­implizierte: Nämlich „eiskalt“ ins Herz. „Was für ein Talent!“ war der allgemeine Tenor in der ­Musikbranche. Wer sich allerdings auf die Suche nach einer unbekannten Newcomerin machte, erlebte eine Überraschung: hinter der Sängerin Sarah-Stephanie steckte nämlich der österreichische Kinderstar „Stephanie“.
 
Ich heiße Stephanie …
Was für eine Entwicklung hat die mittlerweile 23-jährige Burgen­länderin seitdem hingelegt! Dreizehn Jahre nach ihrem kometenhaften Aufstieg als Kinderstar ist nicht nur ihre Stimme nicht wiederzuerkennen. Auch optisch steht da eine höchst be­zaubernde junge Frau, die mit dem einstigen Kinder-Image von damals nichts mehr gemein hat. Insofern ist in ihrem Fall die Zeit als Teeniestar nicht Bürde, sondern gute Schule ­gewesen und die kurzzeitige Änderung im Namenszug keine Flucht vor der Vergangenheit, sondern im Gegenteil vielmehr ein authentisches Heran­rücken an sich selbst: „Es war die Idee, auch die Veränderung mit meiner Namensänderung zu unterstützen – und ich heiße ja auch im wirklichen Leben Sarah-Stephanie“, erklärt die Sängerin plausibel. „Aber schon bald haben mich viele Fans gefragt: ‚Sag, warum nennst du dich eigentlich plötzlich Sarah-Stephanie?‘ Daraufhin habe ich nachgedacht, dass mich eigentlich alle Freunde nach wie vor mit Stephanie ansprechen, und habe dann recht schnell den Entschluss gefasst, die Sarah doch wieder zurück ins Privatleben zu schicken. Seit ­diesem Moment trete ich einfach ­wieder unter Stephanie auf – und somit kann ich auch heute wieder meinen ersten Hit singen, der da hieß „Ich heiße Stephanie“ …

The show must go on
Ich traf Stephanie bei der „Star­weihnacht 2013 des ORF“, bei der ich wieder Regie führen durfte. Wie bei jeder Live-Sendung, so auch bei dieser, wird im Vorfeld intensiv mit allen Mitwirkenden geprobt. Lichtdesigner setzen kurz vor Sendungsbeginn noch letzte Beleuchtungskorrekturen, Redakteure geben den Talkgästen hektisch ein wichtiges Briefing mit auf den Weg, Kostümbildner zupfen aufgeregt das Outfit der Künstler zurecht und Maskenbildner werfen einen letzten Kontrollblick auf das perfekte Make Up der schillernden Stars im Rampenlicht. Das Studio wird noch schnell auf Hochglanz gebracht, und ich genieße einen letzten Weihnachtskeks. Dann zähle ich vom Regieplatz aus den Countdown zum Sendungsstart hinunter, die weihnachtliche Erkennungsmusik erklingt, und wie durch Zauberhand kehrt eine unbeschreibliche Stille um mich herum ein. Die Sendung beginnt, und die Devise kann nur noch lauten: THE SHOW MUST GO ON. Und genau so war es auch diesmal; das Programm verlief wie geplant, alles klappte wie erwartet und auch Stephanie ließ es punktgenau im Studio musikalisch „weihnachten“. Nach ihrem stimmgewaltigen Auftritt bat Alfons Haider, der Moderator der Sendung, sie auf die Talk-Couch und sie plauderte in illustrer Runde mit vielen weiteren Publikumslieblingen über traditionelle Weihnachtsbräuche, über ihre lustigsten Weihnachtserlebnisse und über persönliche Kindheitserinnerungen an die wohl besinnlichste Zeit im Jahr.

Auffallend für mich war dabei, dass Stephanie immer wieder auf ihre Tierliebe und ihre beiden Hunde zu sprechen kam: „Für mich ist Weihnachten einfach das Fest der Liebe und ich finde, Liebe ist eines der schönsten Gefühle, das man empfinden kann. Liebe in Form von Freundschaft, ­Liebe in Form zwischenmenschlicher Be­ziehungen oder auch die Liebe zu Tieren. Ich liebe übrigens Tiere über alles – vor allem meine beiden Hunde. Ich könnte ihnen stundenlang beim Spielen zusehen und sie hinterher genauso lange knuddeln. Aber egal … Worüber haben wir gerade gesprochen? Ach ja, über die Liebe!“ erinnert sich die quirlige Künstlerin schnell und setzt fort: „Die Liebe ist einfach wundervoll und es gibt für mich auch nichts Schöneres als darüber singen zu dürfen. In meinen Songs geht es daher auch immer um die Liebe.“

Backstage mit Stephanie
So viel Tierliebe machte mich neu­gierig, und ich beschloss mir die sympathische Sängerin nach der Sendung bei dampfendem Punsch und wohl­riechenden Weihnachtsbäckereien unter meine allzeit bereite „WUFF-Society-Lupe“ zu nehmen:

Bekannt geworden war die damals blutjunge Siegerin des ORF-„Kiddy Contest“ durch ihre erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben wie dem „International Contest Of Young Singers“ oder dem „Grand Prix der Volksmusik“; Auszeichnungen wie der „Herbert Roth Preis“, mehrere Goldene Schallplatten oder der Grand-Prix-Sieg im Duett mit dem Nockalm Quintett im Jahre 2002 waren nur einige Stationen ihrer bewegten Kindheit. Doch dann wurde es ruhig um sie und die Zeit schrie nach Veränderung.

„Als Kind ist das mehr ein Spiel für dich und es gefällt dir irrsinnig. Raus auf die Bühne, singen, die Leute unterhalten – fertig. Heute plagt mich das Lampenfieber. Man könnte es fast Fieberschübe nennen, aber sobald ich auf der Bühne bin und Musik mache, bin ich geheilt“, plaudert Stephanie aus dem Nähkästchen. „Wenn ich meine alten Lieder wie ‚Dornröschen schläft nicht mehr‘ oder ‚Keine Zeit‘ singe, merke ich, dass das Publikum die Songs nicht vergessen hat – das freut mich total“.
 
Aber nicht nur der Lauf der Zeit hat zu einer Veränderung beigetragen, ­sondern auch die Künstlerin selbst. „Ich habe als Kind fast sieben Jahre Musik gemacht und war sehr viel unterwegs. Als ich fünfzehn war und in die Pubertät kam, merkte ich, dass ich mich zu verändern begann. Mein Erscheinungsbild war anders geworden, ebenso meine Interessen und vieles mehr. Ich wollte meine Stimme weiterbilden, und diese Chance hatte ich in Miami. Ein Jahr lang durfte ich dort in einem Musik-College eine erstklassige Ausbildung genießen,“ erinnert sich die junge Künstlerin dankbar und stolz zugleich.

Zurück in Europa, hat auch die Auswahl ihres neuen musikalischen Umfelds zu ihrer unglaublichen ­Metamorphose beigetragen: allen voran Produzent und Hitlieferant David Brandes, aber auch Text-Koryphäen wie Deutsch-Rocker Heinz Rudolf Kunze, der für sie beispielsweise den Song „Sie liebt sie“ schrieb. Kein einfaches Thema im Unterhaltungsgenre, sollte man meinen, doch das verhinderte den Erfolg nicht: In Österreich hielt sich die Liebesstory 2010 wochenlang auf Platz 1 der Radiocharts.

Herz übernimmt Kommando
Mit „Herz übernimmt Kommando“ gelang ihr dann 2012 nicht nur ein Top 10-Radioerfolg, sondern zudem noch ein richtiger Dauerbrenner. Die Geschichte der Frau, die zwei un­abgeschickte Liebesbriefe als Papierschiffchen in den Fluss setzt und beobachtet, ob sie sich finden, um daraus die entsprechenden Schlüsse für ihre unerwiderten Gefühle zu ziehen, ist aber auch zum Dahinschmelzen schön! „Dein Boot kreist für sich, meins berührt es nicht. Doch der Fluss ist noch lang, einmal kommt es an“. Wer angesichts dieser hoffnungslos Hoffenden am Schluss nicht seufzen muss, ist emotional ein Fels oder ­hatte das Glück, nie unglücklich verliebt gewesen zu sein.

Mit weiteren Titeln wie „Nebel in Rom“, „Mit geschlossenem Visier“ und „Der bittersüße Geschmack“ ist es dem Team um David Brandes ge­lungen, den Reifeprozess nachzuzeichnen, den die Künstlerin für sich selbst bereits vollzogen hat. „Ich freu‘ mich sehr, dass dies so gut funktioniert hat, und ich danke allen Menschen, die mich wieder mit offenen Armen empfangen haben.“

… und schüchtern waren sie nie
Gemeint sind nicht ihre treuen Fans, sondern ihre beiden vierbeinigen Lieblinge: das ist zum einen ­Valentino, der einjährige Chihuahua-Prinz, und ­Cicilia, die fast dreijährige Staffordshire Bull Terrier-Dame. „Ja, das stimmt, Volker – schüchtern waren die beiden nie,“ lacht Stephanie, „ im Gegenteil, sie sind zwei richtige Temperamentsbündel und waren vom ersten Tag an ein Herz und eine Seele. Valentino und Cicilia zeigen uns täglich unmissverständlich ihre Freude am Leben. Sie genießen jeden Tag in vollen Zügen, rennen wie zwei Wahnsinnige über die Wiesen und toben mit­einander, bis jedem von ihnen die Zunge aus dem Hals hängt. Manchmal schlagen sie sogar vor lauter Lebensfreude Purzelbäume,“ erzählt die singende Hundeliebhaberin und gesteht etwas nachdenklich: „Ich liebe meine beiden Rowdies. Was mir allerdings sehr weh tut ist, dass ich leider beim gemeinsamen Spaziergang immer öfter von ahnungslosen Menschen wegen meiner Staffie-Lady verängstigte, manchmal fast schon böse Blicke ernte. Aber gerade sie ist ein absoluter Traumhund: sie geht freundlich auf alle Menschen zu, fährt wahnsinnig gerne im Auto mit und fühlt sich auch in der vollen Straßenbahn wohl. Sie ist weder nervös noch ängstlich oder schreckhaft – Cicilia ist ein wirklich wahrer Fels in der Brandung! Ich glaube, dass alle Menschen, die Vorurteile gegenüber den Staffies haben, noch immer nicht kapiert haben, dass das Problem definitiv nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine liegt. Und das ist meiner Meinung nach hunderassenunabhängig. Außerdem ist Cicilia eine extreme ­Kampfschmuserin – im Gegensatz zu meinem kleinen Prinzen.

Valentino genießt die Streicheleinheiten nur dann, wenn er wirklich will. Er war überhaupt von Anfang an der etwas schwierigere Zeitgenosse, obwohl er nur handgroß war, als er bei uns einzog. Er hat es aber dennoch hervorragend verstanden, seinen kleinen Dickschädel überall durchzusetzen. Und Cicilia entpuppte sich dabei als seine fürsorgliche, vorbild­liche und verständnisvolle Ziehmutter. Valentino durfte Cicilia sogar ihre Lieblingsleckerlis vor ihrer großen Nase wegschnappen. Am liebsten würde er übrigens heute noch den ganzen Tag einfach nur fressen, und wenn ich gerade so darüber nachdenke, kann mein kleiner Prinz eigentlich sonst gar nichts. Er ist einfach nur ein lustiger, liebenswürdiger Clown, der mich gemeinsam mit Cicilia auf Schritt und Tritt begleitet. Ach ja,“ ergänzt der beliebte Schlagerstar schmunzelnd: „ich kann beide übrigens sogar be­denkenlos zu längeren Studioaufnahmen mitnehmen. Sie liegen dann stundenlang auf ihrer Schmusedecke und knabbern bis zum Abwinken auf ihrem Kauknochen. Somit sind ­Valentino und Cicilia auch als ‚Sängerhunde‘ optimal geeignet.“

Und das ist auch gut so, wird doch das prominente Frauchen gerade in den bevorstehenden Monaten viel Zeit im Tonstudio verbringen: „Ja, ich arbeite momentan an meinem neuen Album, das im kommenden Sommer erscheinen wird. Und mein Ziel ist es, mit neuen musikalischen Ideen und ausdrucksstarken Texten zu zeigen, dass man auch abseits eingefahrener Muster hörenswerte Musik machen kann. Es wird ein bisschen ­mystisch und ein bisschen märchenhaft ­werden, verbunden mit einem Hauch ­Melancholie.“

Auch wenn die Zutaten vertraut klingen, so soll das Ergebnis für ihr Publikum doch ein ganz ­individuelles, außergewöhnliches Hörerlebnis ­werden, das Seinesgleichen sucht. Getragen von einer individuellen außergewöhnlichen Stimme, die ­Ihresgleichen sucht.

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