Norbert Rier: Superstar, Landwirt & Tierfreund – Besuch beim Frontmann der ­Kastelruther Spatzen

Von Volker Grohskopf

Aushängeschild Nr. 1 in Sachen Volksmusik aus Südtirol – das sind die Kastelruther Spatzen. Gemeinsam mit ihrem Sänger und Frontmann ­Norbert Rier sind sie die erfolgreichste Volksmusikgruppe im deutschsprachigen Raum. Wer jedoch Norbert Riers strahlendes Lächeln ­hautnah erleben will, der muss entweder zu ihm ins Spatzen-Konzert oder aber auf seinen Pferdehof gehen. Denn neben dem musikalischen Erfolg seiner Gruppe gibt es kaum etwas, wofür sich der sympathische Tierfreund mehr begeistern kann als für seine Haflinger-Pferde und seine Hunde Bambi, Kaja und Balu.

Im Zuge meiner Dreharbeiten für Vera Russwurms neue ORF-Sendereihe „Vera bei …" (jeweils samstags um 22 Uhr in ORF2) besuchte ich Norbert Rier, den wohl bekanntesten „Spatzen" aus Südtirol, zuhause in seinem privaten Paradies und wurde Teil einer fröhlich-emotionalen Unterhaltung zwischen der österreichischen Talk-Queen, dem Gastgeber und ihm nahestehenden Menschen wie Familienangehörigen, Freunden und Wegbegleitern. Im anschließenden WUFF-Exklusivinterview plauderte der Publikumsliebling aus dem Nähkästchen und gewährte mir einen unvergesslichen Tag lang Einblick in die private Welt eines Superstars, in der er ganz „er selbst" sein kann.

Ein Traum wurde Wirklichkeit
Die „Kastelruther Spatzen" sind ein geläufiger Begriff für alle Freunde der Volksmusik, und somit auch ihr Sänger Norbert Rier. Er wurde am 14. April 1960 geboren und ist Gründungsmitglied dieser Südtiroler Band, die nun seit genau drei Jahrzehnten mit Abstand die erfolgreichste Volksmusikgruppe im deutschsprachigen Raum ist. Diesen unbeschreiblichen Erfolg erklärt sich der Publikumsliebling recht plausibel: „Wir sind auch nach 30 Jahren in der Branche uns und unserer Linie immer treu geblieben. Wir sind volksnah, bodenständig und natürlich. Mit unserem ersten Lied „Das Mädchen mit den erloschenen Augen" sind wir bekannt geworden und haben den Grundstein für Lieder und Texte gelegt, die aus dem Leben gegriffen sind und unser Publikum persönlich ansprechen. Außerdem hatten wir das Glück, uns über die Zeit eine treue Fangemeinde aufzubauen. Wir entführen die Leute aus ihrem ­Alltagsstress."

Traditionell bringen die Kastelruther Spatzen jedes Jahr ein neues Album auf den Markt. Fällt es da nach 30 Jahren manchmal schwer, sich immer wieder aufs Neue zu motivieren? „Manchmal kostet es mich schon ein wenig Überwindung, weil ich nebenher noch Landwirt bin. Es ist nicht immer leicht die Zeit zu ­finden, sich aufzuraffen und ins Studio zu gehen. Aber wenn man erst mal mit den Aufnahmen begonnen hat, kommt die Freude von ganz alleine. Am Ende rührt die Motivation auch daher, die Fans nicht zu enttäuschen und ein Werk abliefern zu wollen, das einfach gefällt. Bisher lagen wir zum Glück noch nie so ganz daneben", grinst der Superstar der Volksmusik und setzt fort: „Viele können auch gar nicht glauben, dass ich trotzdem ein ganz normaler Bauer, Bürger und Mensch bin. Ich gehe zum Beispiel am freien Sonntag in die Kirche oder auf die Alm und glaube auch, dass mich die ganz normale Arbeit bodenständig bleiben und mich den Anschluss ans normale Leben nicht verlieren lässt. Es gibt ­leider in der Musikbranche viele, die kurz mal Erfolg hatten und dann abgehoben sind."

In einer Branche der schnellen Lieder werden nur die beständigsten Karrieren in Dekaden gerechnet, und wenn sich 30 Jahre lang Kontinuität angesammelt hat, ist wohl jede Nachfrage überflüssig. Und am deutlichsten lässt sich im Showgeschäft lang­fristiger Erfolg dann erkennen, wenn die Karriere der Künstler den Aus­zeichnungsreigen deutlich überlebt. Die Kastelruther Spatzen haben 5 x „Die Goldene Stimmgabel" sowie mehrere „Kronen der Volksmusik" erhalten und den „Grand Prix der Volksmusik" gewonnen. Diese 3 Award-Shows sind mittlerweile längst TV-Geschichte, die Spatzen hingegen stehen nach wie vor in alter Frische im Zenit des Erfolges. Ihre 13 (!) „Echos" sind längst im großen Buch der Branchengeschichte ein­getragen und gelten als unverrück­bares Maß der Dinge.

„Das ist für uns etwas ganz Besonderes. Am Anfang wurden wir ja bei der Verleihung immer ein bisschen belächelt. Aber mit der Zeit hatten selbst die großen Musiker Respekt vor uns. Das hat uns sehr motiviert. Auf einer Verleihung habe ich dann auch mal gesagt: ‚Von vielen belächelt, von einigen gehasst, aber von Millionen geliebt‘. Daraufhin gab es ­tosenden Applaus in der Halle. Da können wir auch unseren Fans nie genug ­Danke sagen," gibt Norbert Rier mit Freuden­tränen in den Augen zu, denn der Spatz aus Kastelruth ist offenbar sehr nah am Wasser gebaut – und steht auch dazu.

Er bezeichnet sich selbst als großen Träumer, ist sehr einfühlsam und sentimental. Er ärgere sich zwar gelegentlich darüber, aber er habe es nie unterbinden können. „Als ­Winnetou auf der Leinwand ­gestorben ist, war das damals ein Drama für mich. S­päter bin ich dann auch ­‚Dornenvögel‘- und mittlerweile auch ein Rosamunde Pilcher-Fan geworden. Einfach mal Schluchzen gehört bei mir zum Leben. Dafür muss man sich auch nicht schämen, denn es gibt ja auch nichts Schlimmeres als seine Gefühle zu unterdrücken." Es gebe sehr viele Männer, bei denen man glaubt, sie seien hart wie Stein, doch seien sie oft ganz sensibel. „So wie die Fernfahrer, die wirklich zu unserem ­treuesten Publikum zählen. Diese ­gelten oft als harte Jungs, weinen aber bei jeder Kleinigkeit", erklärt mir Rier augenzwinkernd, während er mich über seinen idyllischen Bauernhof zur Pferdekoppel führt, um mir dort stolz seine beeindruckende und von Erfolg gekrönte Haflingerzucht zu zeigen.

Hoch zu Ross
1990 hatte alles angefangen. Norbert Rier war damals auf der Seiser Alm gewesen und hatte drei wunder­schöne Haflingerstutfohlen gesehen. Doch je mehr er überlegte und verglich, desto weniger konnte er sich für eines der drei entscheiden, also hat er alle drei gekauft. Mittlerweile kann er auf 23 Jahre erfolgreiche Zuchtarbeit zurückblicken, und seine damit verbundenen Erfolge der vergangenen Jahre bestätigen ihn in seinen Bemühungen: „Mein größtes Ziel ist es, nicht nur schöne Pferde zu haben, sondern auch – wie man in der Fachsprache sagt – gutes Zuchtmaterial an ­andere weitergeben zu können. Denn so steigt die Qualität der Haflingerzucht ­landesweit von Jahr zu Jahr."

Zurzeit stehen nicht weniger als 26 in die Zuchtwertklasse Ib ­eingereihte Stuten in seinem Stall. 18 ebenso hoffnungsvolle Jungstuten befinden sich in seinem Besitz. Das I-Tüpfelchen des Pferdebestandes dürfte der 1996 geborene gekörte und leistungsgeprüfte Zuchthengst „Amsterdam" sein. Mit dem Kauf dieses Hengstes gehört Norbert auch zu den Kreisen der stolzen „Hengstbesitzer".

Doch es dauerte nicht lange, da ­wurde die Pferdehofidylle getrübt, als plötzlich hohe Beamte aus Brüssel und Bozen in Kastelruth auftauchten und eine bittere Nachricht überbrachten: Mit seinem besten Pferd „Amsterdam" sei etwas nicht in Ordnung, denn der Hengst führe zu viel Fremdblut. Nun müsse Amsterdam sofort „sequestriert" werden und sei ab sofort für die Zucht ungeeignet. Alle Preise und Auszeichnungen wären sofort zurückzugeben. Rier war geschockt! Dabei hatte der Tag so gut begonnen: „Ich war mit einem Scheich aus Dubai auf der Seiser Alm und habe ihm mit Stolz meine Haflingerpferde gezeigt. Der Scheich wollte sogar für sehr viel Geld meinen prachtvollen Hengst „Amsterdam" kaufen, den ich allerdings nie hergegeben hätte. Und weil es ein echter Scheich war, hat uns sogar ein deutsches Fernsehteam begleitet. Doch dann habe ich plötzlich von zu Hause einen Anruf bekommen. Wir sind sofort hinunter gefahren, und beim Eintreffen auf dem Hof standen sie auch schon da, die Herren Beamten, und sogar ein Staatsanwalt war dabei," lacht Norbert Rier heute. Erst ein Pokal mit der Aufschrift „Tagessieger bei Verstehen Sie Spaß – September 2008" konnte Aufklärung schaffen und war die Entschädigung dafür, ordentlich reingelegt worden zu sein.

Charme, Raffinesse und ­Beharrlichkeit
Aber nicht nur seine Haflinger liegen Norbert Rier am Herzen, auch Hunde spielen in seinem Leben eine große Rolle. Die Rede ist von Bambi, der achtjährigen Sennenhündin und den beiden Mischlingen Kaja und Balu, die vom Pferdehof des Kastelruther Spatzen nicht mehr wegzudenken sind und unsere Dreharbeiten rund um den Volksmusikstar mit Adler­augen überwachten. Dabei zeigten sie auch unmissverständlich meinem TV-Team, dass sie wie Pech und Schwefel zusammenhalten. Gemeinsam sind sie drei tapfere und zuverlässige Wachhunde, die es mit Charme, Raffinesse und Beharrlichkeit verstehen, ihre haarigen Dickköpfchen durchzusetzen.

„Als Bambi vor mittlerweile acht Jahren bei uns eingezogen ist, war unsere ganze Familie vor Begeisterung sternförmig am Boden um sie herum gelegen", beschreibt Norbert Rier die damalige Empfangszeremonie „und Bambi hat natürlich sofort gespürt, dass sie von uns allen über alles geliebt wird. Wahrscheinlich ist sie deshalb der anschmiegsamste und schmusig­ste Hund geworden, den wir je hatten. Bambis Lieblingsbeschäftigungen waren von Anfang an stundenlang an ihrem Hundeknochen herumzukauen und von Zeit zu Zeit drüben bei den Pferden nach dem Rechten zu sehen. Sie war immer ein extrem ruhiger, gelassener und gemütlicher Hund. Trotzdem entstand vor allem bei meiner Tochter Marion der Wunsch nach einem Spielgefährten für Bambi. Daher überraschte sie uns eines schönen Tages mit einem kleinen Welpen im Arm, den ihr Studienkollegen in Padua geschenkt hatten. Und das war dann eben unser Balu. Balu ist heute fünf Jahre alt, sehr temperamentvoll, wahnsinnig gelehrig, liebenswürdig und ein ausdauernder Kamerad," beschreibt Rier den kleinen, freundlichen Mischling, dem er während des Interviews ununterbrochen sein Stöckchen wirft.

„Ja, und dieser kleine Frechdachs hier, das ist unsere Kaja. Sie stammt von einem benachbarten Bauernhof, und als meine Tochter Anna vor zirka eineinhalb Jahren von dem Wurf dort gehört hatte, war es eigentlich nur noch eine Frage von Tagen, wann der nächste Welpe bei uns einziehen wird," so erklärt der prominente Tierfreund sein kleines Rudel von sympathischen Fellnasen . „Kaja ist eine sehr freundliche Mischlingsdame und hält die anderen beiden ganz schön auf Trab. Gemeinsam sind die Drei ein eingeschworenes Team und bereiten uns Tag für Tag unendlich viel Freude. Ja – Und das Angenehme an den dreien ist natürlich, dass sie, obwohl sie sich zwar den ganzen Tag frei auf dem Hof bewegen dürfen, nicht ausreißen und immer ganz brav und zuverlässig das Haus bewachen."

Ihre größte Freude haben Bambi, Kaja und Balu, wenn ihr Herrchen zu Hause ist und sie ihn dann bei seinen stunden­langen Ausritten durch die herrliche Landschaft des Schlerngebiets begleiten dürfen. Was könnte man Hunden Besseres bieten?

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