Hunderassen: Zoologie, Zucht und Verhalten neu betrachtet

Von PD Dr. Udo Ganslosser

Seit einigen Jahren haben Erkenntnisse der modernen molekulargenetischen Forschung auch unsere Vorstellungen von der Hund-Werdung, aber auch von den Zusammenhängen zwischen den heute existierenden Hunderassen ziemlich umgekrempelt. Lange Zeit galt ja bei der Einsortierung eines Hundes in den Katalog der vorhandenen Rassen die FCI-Klassifikation, die seit vielen Jahrzehnten die Grundlage der Rassehundebeschreibung liefert.

Wie Kritiker dieses Katalogs auch immer wieder betonen, zeigt er vorwiegend die Herkunft der frühen FCI-Funktionäre aus den sozialen Oberschichten, insbesondere auch dem Hochadel: Während die Kategorisierung der Jagdhunde nach den verschiedenen Arbeitsmethoden und Spezialanpassungen sehr treffsicher und detailliert ist, interessierten die Hunde der Bauern und der einfachen Landbevölkerung diese frühen FCI-Funktionäre sehr wenig. Deshalb finden sich die Hunde der Landbevölkerung auch in sehr wenig hilfreichen Überkategorien, wenn beispielsweise Hirtenhunde (Herdenschutz-, Treib- und Hütehunde) in einer Kategorie zusammengefasst werden. Auch die Vorstellungen, wie aus dem Wolf bzw. einem Vorfahren der heutigen Wölfe dann schließlich die Haushunde geworden sind, sind in vergangenen Jahrzehnten oftmals sehr vereinfacht und romantisierend dargestellt worden. Die Vorstellung eines Steinzeitmenschen mit Helfersyndrom, der oder die einen Wurf verwaiste Wolfswelpen mit nach Hause nahm und aufzog, und dann irgendwann als großes Aha-Erlebnis erkannte, das könnten ja auch treffliche Jagdhelfer werden, geistert immer noch durch die populäre Literatur.

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