Jürgen Drews – Der „König von Mallorca“ & sein Dackel-Problem

Von Volker Grohskopf

Der Song „Ein Bett im Kornfeld“ läuft immer und überall, auch heute noch – fast 40 Jahre nach dem Erscheinen des Erfolgshits von Jürgen Drews. Der einstige Schlagerbarde und heutige Partykönig ist seit über 40 Jahren vom Schlagerhimmel nicht mehr wegzudenken, doch zum alten Eisen gehört der umtriebige Entertainer noch lange nicht: Jürgen Drews ist allgegenwärtig in TV-Shows, auf Feten und bei Schlager-Events. Mindestens einmal pro Woche regiert er als „König von Mallorca“ den Ballermann, während zuhause seine fünfköpfige Hunderasselbande ihr Unwesen treibt.

Was wäre die deutsche Schlagerlandschaft ohne ihn? Seine Karriere ist eine der großen Konstanten in der Schlagerwelt. Gab es überhaupt deutschen Schlager vor Jürgen Drews? Man wäre fast versucht zu sagen: „Der große alte Mann des deutschen Schlagers“. Aber nein, auch mit 68 Jahren und nach mehr als 40 Jahren auf den Bühnen der Welt sprüht Jürgen geradezu vor Energie und Tatendrang, von dem sich manch jüngerer Kollege sicher gerne eine Scheibe abschneiden möchte.

Interview in einem Wiener Kaffeehaus
Ich treffe Jürgen Drews in einem Kaffeehaus in der Wiener Innenstadt. Schicke Damen der Wiener Gesellschaft nippen ihre Melange, kosten österreichische Mehlspeisen und unterhalten sich über Wissens­wertes. Im hinteren Bereich sitzt Jürgen Drews, der gerade noch ein ­weiteres Interview gibt. Gut sieht er aus, jugendlich mit extravagantem Outfit. Er achtet auf seine Figur – deswegen gibt es auch Kürbissuppe statt Wiener Schnitzel. Hat er das Geheimnis der ewigen Jugend entschlüsselt?

Der Megapark Mallorca als Jungbrunnen? Kaum vorstellbar. Die unzähligen Live-Auftritte, TV-Shows, Interviews und Musikproduktionen als Basis für sein inneres Gleichgewicht? Wohl kaum. Wie also schafft es Jürgen Drews, eine so starke Ausstrahlung zu bewahren? Ganz einfach: „Ich ­liebe meinen Job, ich liebe, was ich tu’! Außerdem liebe ich meine wunder­bare Familie, die mir Rückhalt gibt und meine Leidenschaft für die Musik unterstützt, ich liebe unser lustiges Hunderudel, bestehend aus Fienchen, Avel, Gypsy, Bacci und Maxi, und last but not least – ich liebe natürlich mein Mallorca“, lacht der jung gebliebene Schlagersänger mit dem schulter­langen Haar, dessen Erfolgsgeschichte allerdings weit nördlicher beginnt.

Music was my first love
Jürgen Drews setzt das Interview fort, indem er sich lachend selbst die ­Fragen stellt, die er anschließend beantwortet: „Jürgen, wie hat denn eigentlich alles begonnen? Das kann ich Dir sagen, Volker: mit 15 Jahren wurde ich als bester Banjo-Spieler Schleswig-Holsteins ausgezeichnet, zur gleichen Zeit spielte ich bereits in der Schülerband „Monkeys“, und 1969 lernte ich den Musiker Les Humphries kennen, der mich dann für seine „Les Humphries Singers“ engagierte.“ Gemeinsam sangen sie Lieder wie „Mexico“ oder „Mama Loo“, tourten durch die ganze Welt und verkauften mehr als 40 Millionen Tonträger. „Es waren eingängige Melodien mit Texten in Englisch, die nach Gospel und Rock’n’Roll klangen, nach der großen weiten Welt. Genau das, wonach sich die Jugendlichen in der Enge der Nachkriegszeit sehnten. Raus in die Welt! Und bloß kein deutscher Schlager! Ich konnte nämlich damals mit Schlager absolut nichts anfangen,“ erinnert sich Jürgen laut lachend. Doch für Drews kam alles anders.

Ein Bett im Kornfeld
Der Hit „Ein Bett im Kornfeld“ verschaffte ihm den Durchbruch in der Schlagerszene, und Drews beginnt, mir die Geschichte zu diesem berühmten Klassiker zu erzählen – wie er als 16-Jähriger nach St. Tropez getrampt ist. In Basel wurde er von einer jungen Frau in einem Cabrio mitgenommen – sie war Französin, „sehr, sehr gutaussehend“ wie Drews betont. Die Frau fragte ihn, wo er hinwolle, und der junge Drews antwortete „nach Grenoble“. „Ich war fürchterlich schüchtern, fast verklemmt, kriegte den Mund nicht auf“, erzählt er fast ohne Luft zu holen. Die Dame bot dem Teenager an, mit zu ihr zu kommen, aber er traute sich nicht und schlug stattdessen sein Zelt in einem Feld auf. Der Rest ist ­Musikgeschichte.

Es war zu jener Zeit, in der der Arztsohn gerade nebenbei noch etwas halbherzig versuchte, in die Fuß­stapfen des Vaters zu treten. Oder wurde der junge Drews, der sich mit Chemie und Physik schwer tat, doch dazu gedrängt? „Mein Vater wollte damals, dass ich sicherheitshalber doch einen ordentlichen Beruf ­ergreife, daher hab‘ ich mich kurzfristig auf das Experiment eingelassen und vier Semester Medizin studiert,“ erinnert sich der heutige Superstar. „Es hat allerdings nicht lange ­gedauert und ich hängte den Arztkittel aus ­Liebe zur Musik endgültig an den Nagel.“ Und das war gut so.

Solo-Karriere
Seine beispiellose Solo-Karriere startete Jürgen Drews in den frühen 1970ern, und er schuf mit weiteren Mega-Hits wie „Barfuß durch den Sommer“ und „Wir zieh’n heut’ abend aufs Dach“ Evergreens, die zu echten Schlager-Kult-Klassikern geworden sind. In den achtziger Jahren lebte ­Jürgen Drews die meiste Zeit in den USA und veröffentlichte auch dort erfolgreich Platten.

1989 feierte er mit dem Song „Irgendwann, irgendwie, irgendwo“ sein Comeback in Deutschland. Zur gleichen Zeit startete Jürgen Drews einen unvergleichbaren Triumphzug durch die deutschsprachigen Boulevard-Medien, der bis heute anhält. Mit Witz, schelmischer Selbstironie und immer neuen verrückten Geschichten wurde Jürgen Drews der Liebling der Journaille.

1995 holte ihn Stefan Raab in sein Band-Projekt „Stefan Raab und die Bekloppten“ und sang mit ihm eine neue Version von „Ein Bett im Kornfeld“ mit Rap-Einlagen. „Das hat mächtig Spaß gemacht“, erinnert sich Drews und redet begeistert weiter: „Ich finde übrigens das „Kornfeld“ heute noch ziemlich geil. Das Tolle an dem Titel war ja, das habe ich aber auch erst später kapiert, dass die Jugendlichen aufgeschlossen denken – wir haben halt bei dem Lied daran gedacht, dass wir ins Kornfeld gehen und ein bisschen Liebe miteinander machen. Die Älteren, die Konservativen, die haben einfach nur das Bild gesehen – von einem Bett im Feld, und das Bild ist der Hammer!“

Mit dieser neuen Interpretation des „Kornfeldes“ machte sich Jürgen Drews besonders bei der jungen Generation beliebt. Grund genug für ihn, eine weitere Karriere als Party­sänger zu starten. Seitdem tritt er regelmäßig auf Mallorca auf und eröffnete dort sogar sein eigenes Café. Nebenbei erobert er sich auch auf der Insel eine neue, junge Fan­anhängerschaft, die „Onkel Jürgen“ bis heute einfach nur kultig findet.

2009 dann der Beweis, dass Jürgen Drews im Zenit seines Erfolgs steht: Nach 30 Jahren schafft er es mit „Ich bau’ Dir ein Schloss“ in die Top 10 der Media-Control-Single-Charts. Das Album entert die Charts in den Top 20. Weitere hervorragende Chartplatzierungen folgten!

Olé, ich freu mich drauf
Der mittlerweile jahrzehntelange Erfolg scheint ihm in allen Dingen Recht zu geben, aber er basiert auf einer unglaublichen Energieleistung, die er tagtäglich aufbringen muss. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Jürgen Drews in diesem Jahr der Headliner einer gigantischen Stadiontournee war. „Volker, es war nahezu unbeschreiblich – das kann man sich nicht vorstellen; die Olé-Musikveranstaltungen lockten heuer innerhalb ganz weniger Sommermonate nahezu eine halbe Million Menschen in die großen Stadien und Arenen Deutschlands, und überall wurde ich gefeiert ohne Ende,“ freut sich der von Erfolg gekrönte Partykönig. Aus dieser Zusammenarbeit entstand auch der erste Song für sein kommendes Album: „Olé, ich freu mich drauf“, was gleichzeitig die offizielle Hymne zu dieser Event-Serie sein wird.

„Kornblumen“ heißt seine neueste CD. Dieser Name stellt allerdings keine Hommage an seinen bekanntesten Karriere-Hit dar, sondern ist der gleichnamige Titel zu seiner ­neuen, offiziellen Single, für die einmal mehr sein bewährtes Erfolgsteam von „Ich bau’ Dir ein Schloss“ und „Wenn die Wunderkerzen brennen“ verantwortlich ist. Die erste Single „Kornblumen“, die im vergangenen Sommer erschienen ist, beweist wieder einmal die Leistungsfähigkeit eines Jürgen Drews: Denn schon vor der Veröffentlichung konnte sich ­dieser sommerliche Hit mit Ohrwurm­potenzial Platz 1 im Radio und bei den DJ Charts im Schlager-Party Genre sichern! Das Geheimnis seines Erfolges erklärt der unvergleichliche Stimmungsmacher plausibel: „Planen kannst Du nie. Aber Du kannst ein Gefühl dafür entwickeln, was in den Ohren eines Schlagerkonsumenten harmoniebedingt einigermaßen verständlich ist. Man braucht einfach einen guten Riecher.“

Fünf gute Riecher außer Rand und Band
Jürgen Drews und seine Frau Ramona lieben Hunde. Gleich fünf Vierbeiner leben mit den Drews gemeinsam unter einem Dach. „Wir haben eine Menge Spaß. Ich finde, Hunde sind das Tollste überhaupt. Ich könnte auch zehn Hunde haben. Ich würde dazwischen liegen!“, schwärmt Jürgen. Die fünf Fellnasen, die unterschiedlicher nicht sein können, hören auf die Namen: Fienchen, Avel, Gypsy, Bacci und Maxi – oder soll man besser sagen, sie sollten hören? Denn angeblich ist die aufgeweckte Hundefamilie nicht nur laut und ungehorsam, sie zerstört auch mit Vorliebe sämtliche Möbel des Schlagersängers.

Während Ramona zumindest versucht, das Rudel zu bändigen, lässt „der König von Mallorca“ die Hunde tun, was ihnen gefällt. Doch die fünf Vierbeiner haben es faustdick hinter den Ohren – zum Beispiel, wenn sie böse Überraschungen im Schlafzimmer platzieren. Daran verzweifelte selbst Jürgen Drews, der sich manchmal gerne von seinen tierischen Freunden auf der Nase herumtanzen ließ. Daher kontaktierte er Martin Rütter und hoffte auf die Hilfe des bekannten Hundeprofis: „Martin, ­sagte ich zu ihm, bitte erklär‘ mir, wie ich vor allem unsere zwei jungen ­Hunde ein bisschen schneller stubenrein bekomme!“

Um den Köttel-Alarm zu beenden, sollte laut Rütter viel mehr Disziplin im Hause Drews herrschen – und das galt nicht nur für die Hunde. Das größte Problem lag offenbar darin, dass das Promipaar seine Tiere zu sehr verwöhnte und keine Regeln ­aufstellte – oder diese sofort wieder brach. Um an dieser Stelle helfen zu können, sollte Jürgen versuchen, konsequent zu sein, damit die Hunde lernen können sich zu benehmen. Martin Rütter ordnete daher unter anderem absolutes Leckerli-Verbot an. „Das ist mir extrem schwer gefallen. Natürlich war mir klar, dass bei so vielen Hunden eine etwas strengere Hand für Ordnung und Disziplin sorgen sollte. Und ich muss auch gestehen, Ramona hat sich wirklich Mühe gegeben, aber ich bin einfach immer wieder schwach geworden,“ gesteht der bekennende Hundenarr und redet ohne Unterlass weiter: „Weißt du, wenn dich fünf Hunde mit ihrem treuherzigen Blick anschauen und um ein kleines Leckerchen bitten, da kann ich einfach nicht „Nein“ sagen. Mittler­weile hat sich aber die Lage dank Martin Rütter zu Hause zum Glück etwas entschärft. Engelchen werden meine fünf ­Rowdies allerdings nie. Aber das macht sie ja auch so sympathisch, ich liebe sie ­einfach so, wie sie sind. Und ja, ich gebe es zu, ganz besonders ­liebe ich mein Fienchen, meine 14-jährige Dackeldame. Sie ist mein absoluter Liebling. Das liegt sicherlich daran, dass ich mir schon als Kind immer einen Dackel gewünscht habe. Mein Wunsch war so groß, dass ich sogar einen Brief ans Christkind geschrieben habe.“

Klein-Jürgen
Nun beginnt Jürgen nostalgisch in der Vergangenheit zu schwelgen: „Ich erinnere mich, ich war ein kleiner ­Junge, ich war ungefähr 7 Jahre alt und es kam der Heilige Abend, wie jedes Jahr. Der Tisch war feierlich gedeckt und meine Mutter war wunderschön angezogen. Sie trug immer ganz tolle Kleider. Alles war ganz festlich, es roch nach Weihnachts­bäckereien und frischen Tannen­nadeln. Ich war damals wie alle Jahre zu Weihnachten wahnsinnig aufgeregt und konnte es kaum erwarten, bis endlich das Christkind kam. So auch an diesem Abend. Ich saß mit meinem Vater in der Küche, aß Lebkuchen und wartete ungeduldig aufs Christkind. Endlich hörte ich das lang ersehnte Läuten des Weihnachtsglöckchens. Ich stürmte aus der Küche, und die Tür zum Wohnzimmer öffnete sich. Da stand wie jedes Jahr ein wunder­schön geschmückter und riesengroßer Weihnachtsbaum vor mir mit ganz vielen Kerzen darauf. Und darunter lagen viele liebevoll verpackte Geschenke. Meistens schaute ich immer gleich heimlich unter den Baum. Das macht man ja zwangs­läufig, heute noch, das machst du doch sicher auch, Volker,“ behauptet Jürgen und setzt lachend fort: „Ich rätselte also insgeheim, welches Geschenkpaket wohl ich bekommen würde. Wir sangen gemeinsam noch ein paar Weihnachtslieder, bis es soweit war. Endlich durfte ich aus­packen. Da ich damals eine riesen­große Modell­eisenbahn hatte, bekam ich meistens ganz tolles Zubehör dafür geschenkt. Ich hab‘ mich auch immer sehr darüber gefreut, hatte aber jedes Mal im Hinterkopf: Ach schade, wieder kein Dackel – dabei hätte ich so gerne einen eigenen Hund gehabt.

Dann haben wir irgendwann gegessen, ich hab‘ mit meiner Eisenbahn gespielt, und plötzlich sagte mein Vater zu meiner Mutter, ‚Sag mal, haben wir nicht noch irgendwas vergessen?‘ Ich horchte auf und meine Mutter schaute mich fragend an. Mein Papa redete mit etwas gerunzelter Stirn weiter: ‚Ich weiß nicht, wir haben doch noch irgendwas für unseren Jürgen gehabt? Irgendwas haben wir doch noch für ihn.‘ Ich war plötzlich ganz aufgeregt, rannte zum Weihnachtsbaum und schaute sicherheitshalber nochmal ganz genau darunter. Und Du wirst es jetzt nicht glauben, was ich da fand: ganz weit hinten auf einer kuscheligen Decke lag tatsächlich ein ganz junger, winzig kleiner Dackel und schlief selig vor sich hin. Und ich bin ­ausgerastet vor Freude,“ so erinnert sich der „König von Mallorca“ heute noch mit Freudentränen in den Augen an sein schönstes Weihnachtsfest. „Eines muss ich allerdings schon dazu sagen, als Kind wusste ich natürlich noch nicht, dass es prinzipiell keine gute Idee ist, Tiere als Geschenk unter den Weihnachtsbaum zu legen, und ich würde es selbst auch nie tun,“ betont der vorbildliche Hundeliebhaber und beteuert mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen: „Weißt Du, Volker, und eines war mir aber damals schon klar: ein Leben ohne Dackel ist zwar möglich, aber irgendwie völlig sinnlos.“

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