Warum Begriffe wie »Rangordnung« und »Rudelführer« aus der Hundeerziehung verbannt werden sollten
Gibt es Probleme im Zusammenleben mit dem eigenen Hund, heißt es noch häufig: »Mach dem mal klar, dass Du der Rudelführer bist!« Doch solche Aussagen sind total überholt – und noch dazu völlig unsinnig, denn unsere Haushunde sind gar keine Rudeltiere. Um klären zu können, warum unsere Haushunde keine Rudeltiere sind, ist es wichtig, erst einmal zu erörtern, was man überhaupt unter einem Rudel beziehungsweise Rudeltieren versteht. Per wissenschaftlicher Definition ist ein Rudel eine »individualisierte, in sich geschlossene soziale Gruppierung von Säugetieren, deren Mitglieder im Gegensatz zu einer Herde nicht austauschbar und (meistens) miteinander verwandt sind.« Klassische Beispiele für Rudeltiere sind Löwen, Hyänen und Hirsche. Im Bezug auf unsere Hunde wird natürlich auch der Wolf als Paradebeispiel genannt – da Hunde ja bekannter Maßen von diesem abstammen. Oft hört oder liest man dann, dass Wölfe »Rangkämpfe« austragen würden, um den »Rudelführer«, den sogenannten »Alpha-Wolf«, festzulegen. Und gerade bei Laien entsteht dadurch das Bild, dass dies bei unseren Haushunden auch der Fall sei – dass der Mensch sich quasi behaupten muss, um als Anführer akzeptiert zu werden. Notfalls eben mit Gewalt ...
Wölfe leben in Familienverbänden
Doch diese gesamte Vorstellung vom ominösen »Alpha-Wolf«, mit allen dazugehörigen Machtstrukturen lässt sich aus mehreren Gründen nicht auf das Zusammenleben mit unseren Haushunden übertragen. Der wohl wichtigste ist, dass alle Erkenntnisse zur »Rudeltheorie« aus der frühen Wolfsforschung stammen. Damals wurden Wölfe in Gefangenschaft beobachtet, die unter enorm unnatürlichen Bedingungen gelebt haben: Sie litten...