Kreativ Longieren und LineDance mit Hund

Von Liane Rauch

Ja, zugegeben, wir sind damals ziemlich schnell auf den »Longier-Zug« aufgesprungen. Für Hütehunde schien dies eine rassegerechte Auslastung zu sein, da ihnen das Umkreisen einer Herde ja sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Also passt das doch wunderbar, um die Bedürfnisse eines Hütehundes zu erfüllen. Sehr schnell fehlte uns beim recht spannungsarmen im Kreis laufen etwas. Durch das um die Stangen gespannte Band wurden die Hunde ziemlich eingeschränkt, die Mitte des Kreises als »No-go-Area« etabliert und die harten Stopps aus dem Lauf heraus, die engen Richtungswechsel außen am Kreis erschienen uns nicht sehr gelenkschonend.

Außerhalb des Kreises arbeitet der Hund die Grundkommandos, Steh, Sitz und Platz, ab. Sehr viel origineller konnte die Arbeit am Kreis durch die Einschränkung des Bandes jedoch nur schwer gestaltet werden. Gut, man kann Hürden, Tunnel und Tische einbauen, aber auch das wird mit der Zeit Routine und scheidet für Hunde mit z.B. Gelenkproblemen aus.Sehr triebige und von Natur aus schnelle Hunde neigten an den großen Kreisen (in der Regel 8-10 m Durchmesser) dazu, lediglich aufgestauten Bewegungsdrang auszuleben, waren nicht mehr ansprechbar und rannten nur noch ferngesteuert Runde um Runde.

Longieren kann jedoch so viel mehr sein, als den Hund nur im Kreis »zu jagen«. Bei uns geht es nicht um Geschwindigkeit, sondern um eine harmonische Zusammenarbeit, darum die Aufmerksamkeit des Hundes zu fördern und für jedes Mensch-Hunde-Team eine abwechslungsreiche, spannende Freizeitbeschäftigung zu bieten.

Kreativ Longieren am kleinen Kreis
Wir begannen, kleine Kreise mit einem maximalen Durchmesser von 4-5 Metern (auch mal noch kleiner) zu stellen. An einem kleinen Kreis hat man den Hund schneller wieder »bei der Hand«, kann zügiger und gezielter eingreifen, falls der Hund überdreht und/oder schneller belohnen, wenn es gut läuft. Durch die kleinen Kreise wird auch der Platzbedarf reduziert. Nicht jeder hat einen riesigen Garten, der den Raum für einen 10 m Kreis bietet.

Je kleiner der Kreis am Anfang ist, desto schneller lernt der Hund, wo er »hingehört«. Der Halter muss den Hund nicht ständig wieder aus dem Kreis raus scheuchen. Der vierbeinige Sportpartner hat wegen des kleinen Durchmessers nicht ständig das Bedürfnis, IN den Kreis zu kommen, weil keine zu große Distanz zwischen Hund und Halter ist. Auch das Ziel, dass Frauchen oder Herrchen den Hund von der Mitte des Kreises aus anleiten kann, wird an kleinen Kreisen schneller erreicht.

Unsere Kreise bestücken wir nicht nur mit Stangen, sondern unter Einsatz von unterschiedlichsten Gegenständen. Wir bauen neben Pylonen kleine Eimer ein, einen Regenschirm und auch mal ganz flache Dinge wie z.B. eine Bodenlampe. Möchte man zu Hause schnell zwischendurch mit dem Hund arbeiten, reicht auch mal ein Viereck aus 4 Blumentöpfen völlig aus. Wir verwenden immer das, was wir gerade zur Hand haben. Es ist nicht nötig, erst einen Hundezubehör-Shop zu plündern, das Material um einen Kreis oder ein Viereck zu stellen, hat jeder schon zu Hause.

Hürden, Tunnel, Tische und andere Hindernisse werden an unseren Kreisen niemals verwendet. Das würde wieder zu viel Material und zeitlichen Arbeitsaufwand bedeuten. Wir wollen auch einfach schnell mal zwischendurch eine Beschäftigung für die Hunde bieten. Dafür reichen, wie erwähnt, vier Blumentöpfe.
Belohnt wird bei uns am oder im Kreis. Wir werfen kein Spielzeug vom Kreis weg, vorrangiges Ziel ist es, den Hund am Kreis zu halten, die Bestätigung soll nicht vom Kreis wegführen. Der Vierbeiner soll »mit dem Kopf« immer beim Halter bleiben.

Ohne Band, dafür mit mehr Kreativität
Das wichtigste ist jedoch, unsere Kreise haben niemals ein Band. Die Hunde sollen von Anfang an lernen, dass auch die Mitte des Kreises erlaubt ist. Dies ermöglicht gelenkschonende Richtungswechsel z.B. in dem der Hund einen Achter um zwei Gegenstände des Kreises läuft und so über den Achter in die andere Richtung geleitet wird, ohne erst stoppen zu müssen. Auch das Umrunden eines eingebauten Elementes ermöglicht dem Hund den Richtungswechsel, ohne stoppen zu müssen, er kann flüssig weiter laufen. Diese Varianten ergeben ein harmonischeres Laufbild ohne Ecken und Kanten. Dafür muss sich Wuffi jedoch in die Mitte des Kreises wagen, was viele »konventionell« longierte Hunde am Anfang fast ängstlich verweigern.

Noch abwechslungsreicher wird die Arbeit, indem man Dogdance Elemente oder Tricks einbaut. Es kann im Slalom durch die Beine quer durch den Kreis gehen, in der Mitte des Kreises kann ein Trick, z.B. ein Achter um die Beine, ausgeführt werden. Beherrscht der Hund die Drehungen Twist und Turn schon, können die z.B. außen am Kreis auf Distanz abgerufen werden. So kann der Hund zur Not auch aus einem überdrehten »Lauf-Flash« herausgeholt werden. Der Fantasie und der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Lerneffekte
• Hunde lernen schneller, wo sie hin gehören.
• An kleinen Kreisen werden Hunde langsamer und konzentrierter.
• Die Mitte des Kreises wird nicht zur No-go-Area etabliert.
• Der Hund kann ohne Band auch durch den Kreis geführt werden.
• Der Hund lernt, dass er um alle möglichen Gegenstände laufen kann.

Linedance mit Hund – ja das geht
Linedance ist ein choreografierter Gruppentanz, bei dem die Tänzer neben, vor- und hintereinander stehen. Entstanden in den 50er-Jahren in den USA verbreitete sich dieser Tanz in den 60er und 70er-Jahren in einer moderneren Form in Clubs und Diskotheken. Am bekanntesten dürfte der Schlusstanz des Filmes »Footloose« sein. Heute wird Linedance insbesondere mit der Country- und Western-Szene verknüpft. In den letzten Jahren hat sich allerdings der sogenannte »Modern Linedance«, tanzbar in allen Musikrichtungen, immer mehr durchgesetzt.

Linedance besteht schwerpunktmäßig aus einem choreografischen Ablauf von Schrittfolgen, die immer wieder wiederholt werden und kann, angepasst an den Ausbildungsstand der Tänzer, sehr langsam und auch schnell getanzt werden.

Entstanden ist die Idee »Linedance mit Hund« während der Pandemie-Maßnahmen. Gruppenarbeit und Sport war verboten, Hundeschulen geschlossen. Wir suchten also nach einer Möglichkeit, Unterordnungsübungen, die alleine ausgeübt werden müssen, unterhaltsamer, abwechslungsreich und etwas witzig zu verpacken.

Und wie geht das jetzt mit Hund?
Beim Linedance mit Hund wird der Vierbeiner durch die verschiedenen Fußpositionen über die Laufstecken (Lines) in den Tanz eingebunden. Basis sind also die Fußpositionen, das heißt, der Hund wird links, rechts, zur Seite und rückwärts in der Fußposition mit geführt. Ideal wäre es, wenn der Hund wenigstens die Fußposition auf der linken Seite schon beherrscht.

Das seitliche Folgen, Sie machen also z.B. einen Schritt nach rechts, des Hundes in der Fußposition, trainieren Sie Schritt für Schritt. Das heißt, schon wenn Ihnen Ihr Vierbeiner nur einen Schritt seitlich folgt und sich wieder sauber in der ­Fußposition ausrichtet, wird er belohnt. Genau so verfahren Sie, wenn Ihnen Ihr felliger Tanzpartner rückwärts folgen soll. Jedem einzelnen sauber ausgeführten Schritt nach hinten an Ihrer Seite, folgt sofort eine Belohnung. Ein Keks wird später natürlich nicht mehr für jedes Schrittchen gegeben.

Die meisten Linedance-Varianten enthalten Vierteldrehungen, bei denen sich auch Anfängerhunde schnell wieder in eine saubere Fußposition ausrichten können. Bei halben Drehungen geht der Hund, wie bei der sogenannten »sportlichen Wendung« (Kehrtwende hinten rum) hinter dem Halter herum, bis er wieder in der Fußposition steht.

Perfekte Anfänger-Tänze sind z.B. der Be Bop, der Electric Slide und etwas länger der Boot Scootin Boogie. Die Lines sind gerade, nicht zu lang ohne viele Seitenwechsel und Drehungen, der Vierbeiner kann leicht in den Fußpositionen mitgeführt werden. Länger und spannender für Fortgeschrittene werden die Lines, wenn man zwei Tänze kombiniert. Wir hängen z.B. den Be Bop vorne oder hinten an den Boot Scootin Boogie an. Auch durch das Einfügen einfacher Sequenzen aus dem Dog Dancing, z.B. geht der Hund am Ende einer Line rückwärts um den Halter herum, können die Tänze kreativ und ohne Langeweile gestaltet werden.

Lerneffekte
• Die Fußpositionen werden mit Spaß trainiert und stabilisiert.
• Die Aufmerksamkeit des Hundes wird gefördert.
• Konzentration und Zusammenarbeit wird gefestigt.
• Der Platzbedarf für das Training ist gering.
• Alle 18 Fußpositionen können trainiert werden.

Tänze
Die vorgeschlagenen Tänze sind über Eingabe des Tanznamens mit Erklärung bei Youtube zu finden.

Abwechslung, Spaß und Training
An erster Stelle stehen bei mir die Hunde. Ich möchte Beschäftigungsmöglichkeiten für jeden Hund bieten. Nicht jeder Halter und auch nicht jeder Vierbeiner kann oder möchte durch einen Agilityparcours laufen. Ein tauber Hund tut sich beim Hoopers schwer, da er die Zurufe nicht hört und Hunde mit Skelett-Problemen sollten sowieso nicht springen.

Am Laufen, in der vom Hund bevorzugten Geschwindigkeit, hat jedoch so ziemlich jeder Vierbeiner Spaß. Vom Welpen bis zum 13 Jahre alten Senior, alle hatten Spaß und Freude an den kleinen, abwechslungsreichen Kreisen und der Interaktion mit Frauchen oder Herrchen.

Linedance mit Hund verbindet den Spaß an der Zusammenarbeit mit dem Vierbeiner, die Freude an Musik und die Lust an Bewegung in optimaler Weise. Wir waren doch sehr überrascht, wie gerne und mit welch großem Vergnügen diese Form der Unterordnungsarbeit von Hund und Haltern sofort angenommen wurde.

 

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