





Meister der Technik
Seit jeher ist die Zunge des Hundes das faszinierendste Organ. Im Mittelalter glaubte man an ihre heilende Wirkung. Heute weiß man, dass sie außerdem ein Genie der Hydrodynamik und der Akrobatik ist. Die längste hatte Brandy. Laut dem „Guinnessbuch der Rekorde“ ist der Rekord der Boxerhündin aus Michigan mit der enormen Zungenlänge von 43 Zentimetern seit über zwei Jahrzehnten noch immer ungebrochen. Ein Vergnügen war das Schleckorgan für Brandy jedoch sicherlich nicht. Aufgrund eines Geburtsfehlers war ihre Zunge überdimensional lang und passte natürlich auch nicht in ihr Maul. Sie hing immer heraus. Das hatte zur Folge, dass Brandy stets dehydriert war und ständig Durst hatte.
Gesunder Hund – heute eine Rarität?
Checkbox Durchschnittliche Lesezeit dieses Artikels: 14 Minuten. Warum lesen? Wer Hunde liebt und wissen will, was man bei der Auswahl eines Hundes beachten sollte, für den ist dieser Artikel Pflichtlektüre. Fakten kompakt • Bei populären Rassen kommen gut 90% der Welpen aus dubiosen Quellen ohne Herkunftsnachweis. • Qualzucht bedeutet bewusst kranke Hunde zu züchten und lebenslange Einschränkungen des Hundes in Kauf zu nehmen. • Beispiel Dalmatiner: Je mehr einzelne Flecken und weniger schwarze Platten, desto höher ist das Risiko für Taubheit. Rund 350 Hunderassen gibt es und nur ganz wenige sind darunter, die nicht für oft sogar gleich mehrere Krankheiten disponiert sind. Wie konnte es so weit kommen? Vor allem: Kann man heute überhaupt noch einen gesunden Hund bekommen? WUFF-Autorin Regina Röttgen hat recherchiert und die Zuchtverbände befragt. Ein spannender und aufschlussreicher Artikel über unseren besten Freund. Als Helen Bates für ihre Familie einen passenden Hund aussuchte, entschied sie sich für die Rasse Cavalier King Charles Spaniel. Der kleine Hund mit liebevollem Charakter, der auch noch fantastisch im Umgang mit Kindern ist, schien ideal für die Familie. Als Silvie anfing, Berührungen am Kopf aus dem Weg zu gehen, ahnte keiner, dass dies die ersten Anzeichen einer grauenvollen Krankheit waren: Syringomyelie. Mit Silvies schrecklichem Schicksal beginnt der Film „Pedigree Dogs Exposed“, eine BBC Dokumentation aus dem Jahre 2008. Nach zwei Jahren Recherchen deckte Jemima Harrison damals den „größten Skandal im Tierschutz“ auf, wie sie es im Film nennt: Durch Zucht entstandene gesundheitliche Schäden.
Das Millionengeschäft der Welpenmafia, Teil 2
Nach Waffen- und Drogenhandel ist das lukrativste Geschäft in Europa der Tierhandel. Eine bedeutende Rolle spielt hierbei der Handel mit Welpen. Denn mittlerweile sind es nicht mehr nur ein paar Händler, die mal schnell einen Schwung Welpen aus Osteuropa nach Deutschland oder Österreich schmuggeln. Es geht um organisiertes Verbrechen in großem Rahmen, skrupellos verdiente Gewinne in mehrstelliger Millionenhöhe, begleitet von ebenso immensem Leid. Als die deutsche Polizei Anfang Mai den Kombi bei einer Verkehrskontrolle nahe Erlangen stoppte, ahnten die Polizisten nicht, was sie im Kofferraum des 59-jährigen Fahrers finden würden. Mit 42 Welpen verschiedenster Rassen war der tschechische Tierarzt unterwegs nach Belgien. Eingepfercht auf engstem Raum hatten die Welpen weder Wasser noch Futter. Papiere oder Impfpässe hatte der Mann für die teilweise erst vier bis fünf Wochen alten Welpen nicht. Die Polizei beschlagnahmte die Hunde und brachte sie in das Tierheim Nürnberg. Für Birgitt Thiesmann von der Stiftung „Vier Pfoten“ ist der Mann kein Neuling. Bereits 2013 war er der deutschen Polizei mit 78 Welpen im Kofferraum ins Netz gegangen. „Die Händler sind über ganz Europa verstreut“, erzählt Thiesmann, Expertin für Welpenschmuggel. Nach jahrelangen Recherchen kennt sie die Vorgehensweise. Die Händler kaufen bei Vermehrern, die an bestimmten Treffpunkten die Welpen abliefern und pro Tier meist 20 bis 80 Euro bar auf die Hand bekommen. Für einen Händler sind 100 Welpen pro Woche keine Seltenheit.
Blick hinter die Kulissen, Teil 1
Das europäische Geschäft mit Hundewelpen boomt. Der Handel mit Hunden ist zu einem riesigen, teilweise illegalen Industriezweig geworden. So gewinnbringend der Welpenhandel für die Verkäufer ist, so groß ist das Leid der Welpen und der Vermehrerhündinnen, an die meist nur selten gedacht wird. Als die 12 Jahre alte Labradorhündin in der Slowakei auf der Straße einfach ausgesetzt wurde, war mit ihr gerade der letzte Versuch unternommen worden, Welpen zu bekommen. Sie hatte Glück im Unglück. Das kleine Tierheim, zu dem die Hündin, die gerade mal zwei, drei Schritte alleine laufen konnte, von ihrem Finder gebracht wurde, versucht seit längerer Zeit die Öffentlichkeit für das Leid der Hunde in der Slowakei zu sensibilisieren. Schnell war geklärt, von wem Lora stammt, Informationen über sie wurden eingeholt – leider alle falsch. Als Lora in Deutschland ankam, stellte sich heraus, dass sie nicht nur entstellte Zitzen und einen riesigen vaginalen Tumor, sondern auch eine perforierte Gebärmutter hatte. Ihre Lebenserwartung wurde von Tierärzten auf maximal drei Monate geschätzt. Es folgten mehrere Operationen und Physiotherapie. Die Freude war groß, als sich Loras Zustand langsam aber stetig zum Guten entwickelte. Diesen Sommer feierte sie ihren 15. Geburtstag. Viel zu viele Hündinnen teilen das leidvolle Schicksal Loras als Wurfmaschine. Nachdem ihnen ihr Nachwuchs mit gerade mal fünf Wochen genommen wurde, werden sie durch Medikamente in eine neue Läufigkeit versetzt und gedeckt. Drei Würfe pro Jahr sind die Regel. Nur wenige von den Hündinnen haben solches Glück wie Labrador-Oma Lora. Nicht alle schaffen es, gesund zu werden, die wenigsten überhaupt bis in die gütigen Hände deutscher oder belgischer Vereine wie „Leid der Vermehrerhunde“ und „Tierhilfe Belgien“.
