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Einwanderer auf vier Pfoten: Warum Straßenhunde es schwer haben im neuen Leben anzukommen

Frei und selbstbestimmt waren sie in ihren Heimatländern unterwegs. Nun sollen sie ein vermeintlich besseres Leben als Familienhund führen. Nicht jeder Vierbeiner findet sich in der neuen Situation problemlos zurecht und wird oft dadurch verhaltensauffällig. Rund neun Millionen Hunde leben in Deutschland, immer öfter zusammen mit einem weiteren oder mehr Artgenossen. Corona hat die Nachfrage nach vierbeinigen Untermietern exorbitant in die Höhe schnellen lassen. Laut Statista werden monatlich bis zu 550.000 Hunde innerhalb der EU über Grenzen transportiert. Davon sind nur 21.000 registriert. Der Rest wird über den Schwarzmarkt und Online angeboten. Es darf davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer noch weit höher liegt, da gerade mit Welpen gutes Geld zu verdienen ist.

Die dunkle Seite der Mensch-Hund-Beziehungen

Was bedeutet es für einen Hund, wenn sein Mensch eine psychische Störung oder ein Suchtproblem hat? Wie wirkt sich das auf die Mensch-Tier-Beziehung aus und wann ist der Moment gekommen, einzugreifen? Clarissa von Reinhardt und Dr. Gislind Wach haben Antworten darauf. Die Regale der Buchhandlungen sind randvoll mit Ratgebern, die sich um das Thema Verhalten von Vierbeinern drehen. Kaum ein Problem, das nicht angesprochen und von verschiedenen Seiten beleuchtet würde. Nur ein Buch suchte der interessierte Laie lange vergeblich – eines, dessen Schwerpunkt auf dem Zweibeiner in der Mensch-Tier-Beziehung liegt. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie häufig Angst, Unsicherheit, Aggression oder Stereotypien bei Hunden ihre Ursache im Verhalten des Menschen haben können. Peter lebt seit vielen Jahren schon auf der Straße. Selbst im Winter zieht es der 43-Jährige vor, lieber in seinem Schlafsack irgendwo in einem Hauseingang oder in einer Unterführung die Nacht zu verbringen, als in eine Notunterkunft zu gehen. Immer mit dabei, Strudel. Ein kleiner struppiger Mischling, der seinem Menschen nie von der Seite weicht. Selbst dann nicht, wenn Peter mal wieder zu viel getrunken hat, aggressiv wird, Flaschen nach seinem Hund wirft oder nach ihm tritt. Strudel ist ein in sich gekehrtes Kerlchen, der meist irgendwo zwischen Peters Habseligkeiten sein Plätzchen findet. Anfassen lässt er sich nicht, Artgenossen meidet er, und wenn es irgendwo laut wird, versteckt er sich, bis die »Gefahr« vorbei ist.

Draufgänger oder Angsthase? – Wie Genetik und Umwelt die Persönlichkeit beeinflussen

Hunde sind individuelle Persönlichkeiten. Doch was prägt sie eigentlich? Ist es die Umwelt, sind es Charakter und Temperamentoder vielleicht doch die Gene? Die Antwort ist gar nicht so einfach, denn all diese Faktoren spielen eine Rolle. Poldo und Emma teilen sich ein Körbchen. Der fünfjährige Rüde ist erst kürzlich in die Hunde-WG gezogen. Er kam über den Tierschutz aus Italien zu Familie Becker und verstand sich auf Anhieb mit seiner vierbeinigen neuen Freundin. Emma ist neun und kam als Welpe zu Petra und ihrem Mann Till. Die beiden Hunde könnten unterschiedlicher nicht sein. Emma ist eine echte Draufgängerin, tobt gerne mit Artgenossen, ist neugierig und ginge – wenn Frauchen sie nur ließe – gerne mal auf Hasenjagd. Kumpel Poldo ist eher der ruhige, unauffällige Typ. Er genießt die Aufmerksamkeit seiner Menschen, ist genügsam und geht anderen Vierbeinern meist aus dem Weg. Zweibeinern gegenüber ist er offen, aber zurückhaltend. Das Großstadtleben ist ihm oft noch suspekt, aber Emma gibt dem kleinen Mischling Sicherheit. Nur zwei Beispiele dafür, wie unterschiedlich Hundepersönlichkeiten sein können. Die Beckers wollen einmal genauer wissen, warum ihre tierischen Mitbewohner so unterschiedliche Charaktere haben und was sie eigentlich prägt.

Auf Morpheus’ Schwingen: Warum Schlaf und Ruhephasen für Hunde so wichtig sind

Unsere Vierbeiner sind echte Schlafmützen, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Der Mensch unterschätzt mitunter, dass gerade Energiebündel Pausen brauchen und ausreichende Ruhezeiten eine Grundlage für gesunde Hunde sind. Doch Schlafstörungen können auch eine genetische Ursache haben. Laika liegt verdreht wie eine Brezel in ihrem Körbchen, Luna rollt sich wie ein kleines Knäuel zusammen und Benni hat sich auf seinem Lieblingsplatz ausgestreckt. Die Drei verbringen viele Stunden tiefenentspannt, dösend und schlafend. Damit hat das Trio optimale Bedingungen mit seinen Energien haushalten zu können, denn ausgewachsene Hunde ruhen – wenn man sie lässt – zwischen 18 und 20 Stunden täglich. Welpen und Senioren können durchaus noch länger auf Morpheus' Schwingen unterwegs sein. Was auf den ersten Blick nach sehr viel klingt, erklärt sich jedoch bei genauerem Hinsehen. Haushunde haben sich über Generationen an die Abläufe des Menschen und damit dessen Schlafrhythmus angepasst. Wenn sie es sich auf einer Decke oder auf dem Sofa für ein Nickerchen bequem machen oder im Sommer in der warmen Sonne dösen, laden sie ihren Energiespeicher wieder auf. Wirklich tief schlafen sie zwischen fünf und acht Stunden. Dafür nutzen sie meist die Zeit, in der ihre Menschen ebenfalls zur Ruhe kommen.

Hunde und ihre kognitiven Fähigkeiten: Beobachten – Mitdenken – Verstehen – Entscheiden

Hunde wissen, was sie nicht wissen, können die Körpersprache ihrer Menschen lesen und selbstständig Entscheidungen treffen. Fähigkeiten, die man vor allem Primaten zuschreibt. Einmal nicht hingeschaut und schwupps ist das Wurstbrot vom Teller verschwunden. In den Minuten zuvor hat Luna genau im Blick behalten, wie sich ihr Frauchen den kleinen Snack zubereitet. Die Hündin wartet geduldig den Moment ab, in dem die Schnittchen auf dem Tisch unbeobachtet sind und stibitzt sich die Leckerei. Eine Szene, wie sie sicher viele schon einmal erlebt haben. Das Spannende daran ist, was sich währenddessen in Lunas Kopf abspielt. Sie muss beobachten, die Situation bewerten, entscheiden und schließlich selbstständig handeln. Die Wissenschaftler nennen diesen Ablauf Kognitionsfähigkeit. Faszination Hund Noch bis vor wenigen Jahrzehnten galt der Hund als ein eher unvollkommener Nachkomme des Wolfs. Verfügte er doch über einen weniger ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn als der wilde Verwandte. Hunde begleiteten den Menschen zur Jagd, hüteten dessen Herden oder bewachten dessen Grundstücke. Dass die Fähigkeit dazu weit komplexer sein muss als das bloße Befolgen von Befehlen, die vorher erlernt werden müssen, mag mancher Jäger oder Schäfer schon geahnt haben. Hundehalter sind oft ohnehin davon überzeugt den schlausten Vertreter seiner Art als Kumpel zu haben. Doch erst als Hunde Ende der 1990er scheinbar außergewöhnliche ­Gedächtnisleistungen zeigten, rief das die Wissenschaft auf den Plan. Wie konnte es sein, dass Border Collie-Rüde Rico über 200 Spielzeuge unterscheiden und seine amerikanische Kollegin Chaser diese Leistung noch toppen konnte (in WUFF 5/20 nachzulesen)?

Es ist Liebe … oder was die Mensch-Hund-Beziehung so besonders macht

Clive Wynne ist Wissenschaftler, Verhaltensforscher, um genau zu sein. Seit Hündin Xephos in sein Leben trat, trieb ihn die Frage um, ob es wohl Liebe ist, was sie für ihn und seine Familie empfindet. Der Brite beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Er wertete unzählige Studien zur Mensch-Hund- und Mensch-Wolf-Beziehung aus. Er verglich die Ergebnisse und stellte dann eigene Forschungen an. Am Ende dieser über Jahre andauernden Reise stand die Erkenntnis: es ist tatsächlich Liebe, die den Hund in seiner Beziehung zum Menschen vom Wolf unterscheidet. WUFF hat Clive Wynne um ein Interview gebeten. Wie haben Ihre Kollegen reagiert, als Sie zum ersten Mal mit dem L-Wort in den wissenschaftlichen Diskurs eingestiegen sind? (Clive Wynne lacht) »Ich erinnere mich noch sehr genau an den Tag, als ich das L-Wort zum ersten Mal auf einer Konferenz aussprach. Ist noch gar nicht lange her. Ich war so nervös, dass ich vergaß meinen Hut abzunehmen. Wie sich herausstellte, war die ganze Aufregung völlig unnötig, denn es lief wirklich richtig gut. Uns allen ist klar, das Konzept Liebe ist ja nicht zu leugnen. Nehmen wir das Beispiel des so genannten Williams Beuren Syndroms (WBS), das sich bei Menschen unter anderem darin zeigt, dass sie distanzlos gegenüber Fremden, sehr kontaktfreudig und überfreundlich sind. Außerdem zeigen sie ein großes Bedürfnis nach Nähe. In diesem Zusammenhang wollen die Forscher nicht das Wort Liebe verwenden. Sie bevorzugen Begriffe wie akzeptable Geselligkeit oder Distanzlosigkeit. Wenn es um die Liebe von Hunden geht, reden wir lieber von hoher sozialer Geselligkeit. Verstehen Sie mich nicht falsch, manchmal kann diese eher technische Sprache durchaus hilfreich sein. Denn ihr liegen sehr strenge Definitionen zugrunde. Aber um ehrlich zu sein, ich glaube vielleicht liegt es ja an meinem Alter. Aber inzwischen ist es mir egal, was die Kollegen denken. Ich finde Liebe trifft es einfach.«

Vom Zusammenleben mit »triebigen« Hunden

Es gibt Begriffe, die setzen sich im Sprachgebrauch so fest, dass sie immer wieder auftauchen, selbst wenn sie sachlich falsch sind. Trieb ist so einer. Da ist dann von Jagd-, Spiel- oder Hütetrieb die Rede. Aber was genau ist überhaupt ein Trieb? Warum wird er nach wie vor in der Hundeszene verwendet, obwohl er längst überholt ist? Und wie lebt es sich denn nun mit einem »triebigen« Hund? Neulich auf der Hunderunde: Die Nase des Retrievers hat die Witterung schon lange aufgenommen. Jetzt sind seine Ohren gespitzt und die Augen verfolgen eine Ente, die aufreizend langsam nur wenige Meter vom Ufer entfernt im Wasser dümpelt. Mit einigen Sprüngen könnte es klappen. Der Goldi läuft los. Das Federvieh ist schließlich zum Greifen nah. Da ist plötzlich ein Pfiff zu hören. Abbruch! Das war es dann wohl mit dem Jagdglück für heute. Der junge Rüde scheint kurz der Aufforderung seiner Halterin zu folgen und an ihre Seite zu kommen, dreht sich dann aber um und prescht ins Wasser … »Mist, da war der Jagdtrieb doch wieder zu groß«, entschuldigt sich sein Frauchen. Ihr Vierbeiner, die Ohren für ihren Rückruf auf Durchzug gestellt, paddelt derweil der Ente hinterher, die laut protestierend aufflattert und sich schließlich in Sicherheit bringen kann.
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